Neben der allseits bekannten Honigbiene gibt es in Österreich etwa 700 Wildbienenarten! Das ist die höchste Artendiversität an Wildbienen aller mitteleuropäischer Staaten. Farben und Formen der verschiedenen Arten sind mannigfaltig, ihre Anpassungen vielfältig.
Die Honigbiene ist keine Wildbiene, sondern ein Nutztier. Im Gegensatz zu den kollektiv lebenden, staatenbildenden Honigbienen sind viele Wildbienen “Solitärbienen”, sie bilden also keine Staaten und legen keine Vorräte an Honig an. Sie leben nicht in Bienenstöcken, sondern nisten in Erdlöchern, im Sand, in trockenen Pflanzenstängeln oder sogar in leeren Schneckenhäusern. Auch andere Formen, den Nachwuchs zu organisieren, sind möglich. Zum Beispiel bei Kuckucksbienen, die ihre Eier in die Nester anderer Bienen legen.
Viele Wildbienenarten sind stark spezialisiert, sie fliegen zum Beispiel nur auf ganz bestimmte Blüten und bauen ihre Nester nur mit den Blütenblättern einer ganz bestimmten Pflanze.
Ein großer Teil unserer Gartenpflanzen und viele unserer Nutzpflanzen werden ausschließlich von Wildbienen bestäubt. Viele Wildbienenarten fliegen bei viel niedrigeren Temperaturen als die Honigbienen und sind deshalb sehr wichtig für die Bestäubungssicherheit, beispielsweise bei den Frühblühern unter den Obstgehölzen. Im Hinblick auf den Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen in Ökosystemen ist es unerlässlich, den Artenreichtum der Bienen zu bewahren, um die Bestäubungsleistung auch zukünftig sicherzustellen.
Mit unserem Projekt möchten wir eine möglichst große Vielfalt an Wildbienen fördern. Wir wollen jedoch ebenso 5 Wildbienenarten vor den Vorhang holen, für die wir im Projekt gezielte Maßnahmen setzen.
Die Kleine Holzbiene – Xylocopa iris
Die kleine Holzbiene ist mit einer Größe von 15-17mm die kleinste heimische Holzbienen-Art und kann daher ganz gut von den anderen Holzbienen unterschieden werden, die bis zu 28mm groß werden. Der Pollen wird bevorzugt an Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) wie z.B. Klee und Lippenblütlern (Lamiaceae) wie z.b. Thymian gesammelt. Das Weibchen baut ihre Nester in markhaltigen Stängeln oder Zweigen, in die sie mehrere Brutzellen nagt. Die Zellzwischenräume produziert sie aus mit Speichel verklebten Markpartikeln. Daher ist es für diese Art äußerst ungünstig, wenn alles zu kurz gemäht wird und keine verholzten Stängel als Nisthabitat zurückbleiben.
Xylocopa iris ist wärmeliebend und kommt an trockenwarmen Standorten, wie Weinberge, Trockenrasen, Waldsäumen im Tiefland vor. Die Flugzeit reicht von Mai bis Oktober. Im Spätsommer schlüpfen Männchen und Weibchen, die im Winter an einem geschützten Platz überwintern. Die Kleine Holzbiene ist vor allem im Mittelmeerraum verbreitet, in Österreich kann man sie aufgrund der milden Temperaturen fast ausschließlich im Osten antreffen und das erst seit 20 bis 30 Jahren.
Die Filzbindige Seidenbiene – Colletes fodiens
Colletes fodiens ist eine von etwa 20 Seidenbienenarten in Österreich. Alle Seidenbienen kleiden ihre Brutzellen mit einer cellophan- oder seidenpapierähnlichen Membran aus einem Sekret aus, das die Weibchen in einer körpereigenen Drüse in Hinterleib produzieren – daher kommt auch der deutsche Name Seidenbiene. Die Filzbindige Seidenbiene ist mit 9–11mm ein mittelgroßer Vertreter dieser Gattung. Sie ist bei der Nahrungssuche spezialisiert auf Korbblütler (Asteraceae), ihre Hauptpollenquelle ist Rainfarn (Tanacetum vulgare).
Für ihr Nest benötigt diese Seidenbienen-Art kahle, oder spärlich bewachsene Flächen, vorwiegend in sandigem oder lössigem Boden, in die sie ihr Nest gräbt. Der Eingang zum Nest ist von außen als unscheinbares kleines Loch im Boden erkennbar, das so klein ist, dass eine Seidenbiene gerade reinpasst.. Sie fliegt von Mitte Juli bis Ende August – d.h. man kann sie nur in den Sommermonaten beobachten. Die Filzbindige Seidenbiene lebt solitär und überwintert wie die meisten Arten dieser Gattung im letzten Larvenstadium (Präpuppe). Als Lebensraum nutzt Colletes fodiens Sandgruben, Hochwasserdämme, sowie Brach- und Ruderalflächen in Sand- und Lössgebieten.
Die Reseden-Maskenbiene – Hylaeus signatus
Maskenbienen haben ihren Namen durch die maskenähnlichen gelben oder weißen Flecken im Gesicht, die vor allem bei den Männchen stark ausgebildet sind. Es gibt etwa 41 Maskenbienen-Arten in Österreich, sie sind allesamt sehr klein und fast unbehaart. Mit bis 8mm zählt die Reseden-Maskenbiene bereits zu den größeren Vertretern dieser Gattung. Wie der deutsche Name schon vermuten lässt, ist sie bei der Nahrungssuche streng auf die Pflanzengattung Resede spezialisiert und sammelt den Pollen ausschließlich von dieser Pflanze. Neben den wild wachsenden Arten von Resede werden aber auch kultivierte Gartenformen genutzt.
Diese Wildbiene baut ihr Nest in verschiedenartigen Hohlräumen, wie Käferfraßgängen in Totholz, Löchern in Erdabbrüchen und Steilwänden, hohlen Pflanzenstängeln, Mauerfugen, aber auch in künstlich angelegten Insektenhotels. Die Reseden-Maskenbiene ist von April/Mai bis August/September zu beobachten und überwintert als Ruhelarve. Bezüglich ihrer Lebensraumansprüche ist die Reseden-Maskenbiene eher wenig wählerisch; man findet sie auf Brach- und Ruderalflächen, Hochwasserdämmen, Gleisanlagen, Sand- und Lehmgruben, Ackersäumen und auch im Siedlungsbereich – essentiell ist jedoch immer das Vorhandensein von Resede.
Die Ochsenzungen-Sandbiene – Andrena nasuta
Beide Geschlechter dieser Art sind schwarz gefärbt und schwarz behaart. Die Weibchen können bis zu 17mm groß werden und gehören daher zu den größeren Vertretern der Sandbienen. Diese Sandbiene ist auf den Pollen der Ochsenzunge (Anchusa officinalis) spezialisiert und sammelt den Pollen an den Hinterbeinen. Aufgrund ihrer Färbung und der Pflanzenpräferenz ist sie im Feld ganz gut zu erkennen.
Wie die meisten Vertreter der Sandbienen legen die Weibchen ihre Nester an kahlen oder spärlich bewachsenen Bodenstellen in sandigem Substrat an. Sie bevorzugt Trockenstandorte wie Sand- und Lösslebensräume in tieferen Lagen. Die Ochsenzungen-Sandbiene hat eine Flugzeit von Mai – Juni und kann daher nur im Frühsommer beobachtet werden. In Österreich kann diese Art vor allem im Osten angetroffen werden, aber auch dort ist sie eher selten. Für ihre Verbreitung ist nicht nur das Vorhandensein der Futterpflanze ausschlaggebend, sondern auch das richtige Klima und passende Nisthabitate.
Die Malven-Langhornbiene – Tetralonia malvae
Tetralonia malvae gehört zur Gattung der Langhornbienen. Die Männchen dieser Gattung sind mit ihren stark verlängerten Fühlern sehr auffällig, woher sich auch der deutsche Gattungsname ableitet. Die Malven-Langhornbiene ist, wie der Name vermuten lässt, streng spezialisiert auf Malvengewächse (Malvaceae) und sammelt den Pollen für ihre Nachkommen ausschließlich auf dieser Pflanzenfamilie. Mit einer Flugzeit von Juni bis August ist Tetralonia malvae eine Sommerart.
Sie bevorzugt trockenwarme Standorte, Weinberge, Brach- und Ruderalflächen, Sand- und Lehmgruben, sowie Steilufer und Hochwasserdämme mit ausreichendem Malven-Bestand. Die Malven-Langhornbiene nistet auf kahlen bis schütter bewachsenen, ebenen bis stark abschüssigen Flächen, oder in Steilwänden in selbst gegrabenen Gängen in der Erde. Zuweilen bauen mehrere sonst allein lebende Weibchen gerne ihre Nester nah beieinander/nebeneinander. In Österreich ist Tetralonia malvae lediglich aus den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich, Wien und der Steiermark gemeldet. Bei einem guten Malven-Bestand kann sie aber dort recht regelmäßig beobachtet werden.